Starkregen – Stresstest für die Abwasserinfrastruktur

Starkregen – Stresstest für die Abwasserinfrastruktur

Internationaler Tag der Katastrophenvorbeugung

Starkregen hat für unsere Zivilisation oft verheerende Folgen. Wenn das Wasser nicht schnell genug im Erdreich versickern und über Kanalsysteme abgeführt werden kann, suchen sich die Wassermassen schlagartig oberirdisch ihren Weg. Die Folgen: Überschwemmungen, Bodenerosionen und im schlimmsten Fall Sturzfluten. Ereignisse, die nicht nur erhebliche Sachschäden, sondern auch Menschleben fordern. Das jüngste Beispiel - die Flutkatastrophe im Juli 2021 unter anderem im Ahrtal und in Erftstadt-Blessem – ist nach wie vor präsent.
 

Definition Starkregen

Der Deutsche Wetterdienst DWD definiert Starkregen als große Niederschlagsmengen je Zeiteinheit und warnt in den drei Kategorien:

  1. Regenmengen 15 bis 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 bis 35 l/m² in 6 Stunden (Markante Wetterwarnung)
  2. Regenmengen > 25 bis 40 l/m² in 1 Stunde oder > 35 l/m² bis 60 l/m² in 6 Stunden (Unwetterwarnung)
  3. Regenmengen > 40 l/m² in 1 Stunde oder > 60 l/m² in 6 Stunden (Warnung vor extremem Unwetter)

Quelle: DWD
 

Kanalnetz spielt entscheidende Rolle besonders in urbanen Regionen

Umso wichtiger ist eine gezielte Katastrophenvorbeugung bzw. Starkregen-Vorsorge. Dazu gehört unter anderem das Anpassen/Optimieren der Infrastrukturen in Städten und Kommunen. Der Abwasserinfrastruktur kommt dabei eine entscheidende Rolle zu - vor allen in urbanen Gebieten mit hohem Versiegelungsgrad, z.B. in Großstädten oder Metropolregionen wie dem Ruhrgebiet. Zustand und Dimensionen des Kanalnetzes tragen wesentlich zur Bewältigung von Starkregen-Ereignissen bei. 
Kein Kanalnetz kann jedoch die Wassermassen bei Extremereignissen allein abführen. Dementsprechend müssen viele verschiedene, kommunale und regionale Maßnahmen ineinandergreifen, um die Menschen vor Ort zu schützen. Zum Beispiel indem:  

  • zuverlässig funktionierende kurzfristige Warnsysteme aufgebaut werden
  • öffentlich zugängliche Starkregengefahren- und Starkregenrisikokarten vorhanden sind
  • die behördenübergreifende Kooperation verbessert wird
  • Bürger*innen zum Eigenschutz intensiv beraten werden
  • Wissen über Starkregen-Ereignisse gesammelt und vermittelt wird
  • die Integration in den Hochwasserschutz optimiert wird
  • mehr Flächen multifunktional genutzt werden
  • das Monitoring und Analyse von Starkregen-Ereignissen verstärkt wird
  • uvm. 

Internationaler Tag der Katastrophenvorsorge

Die Vereinten Nationen (UN) erklärten den 13. Oktober zum „Internationalen Tag der Katastrophenvorsorge“ (International Day for Disaster Risk Reduction, kurz IDDRR). So soll darauf aufmerksam gemacht werden, wie Menschen und Gesellschaften weltweit ihre Resilienz gegenüber Katastrophen stärken.

Starkregen-Gefahrenkarten sind ein wichtiges Instrument

Ein kommunales Instrument für die Starkregenvorsorge sind die Starkregen-Gefahrenkarten. Sie zeigen, welchen Weg das Wasser bei Starkregenereignissen nimmt, d.h. welche Flächen bei Starkregen wie tief überflutet werden können. Mithilfe der Simulationen können Kommunen Risikoanalysen und Handlungskonzepte erstellen. 

Die Gefahrenhinweiskarte für NRW ist auf dem Geoportal des Landes frei verfügbar und kann unter der folgenden URL online aufgerufen werden: 
https://geoportal.de/Info/tk_04-starkregengefahrenhinweise-nrw

Gelsenwasser unterstützt kommunale Partner bei Analyse und Handlungskonzepten

Allerdings können die Starkregen-Gefahrenkarten „nur“ erste valide Anhaltspunkte bieten, da sie nicht das Zusammenspiel aller möglichen Faktoren erfassen können. Zum Beispiel ist das Digitale Geländemodell (DGM) unvollständig. Die Karten zeigen lediglich, wo sich möglicherweise Risiko-Hotspots befinden könnten, aber keine Plausibilitätsprüfung. Für potenzielle Starkregen-Hotspots müssen individuelle Risikoanalysen und Handlungskonzepte entwickelt werden! 
Wir unterstützen unsere Partner-Kommunen dabei kommunale Handlungskonzepte zu erstellen, die alle notwendigen Akteure – vom Bauamt über die Feuerwehr bis zur Stadtplanung – einbezieht. Gemeinsame Ziele: Informationsvorsorge, Krisenmanagement, Flächenvorsorge und kommunale Maßnahmenentwicklung… Sprechen Sie unsere Experten an. 

Eure Ansprechpartnerin

Şenay Şereflioğlu

Leiterin Kanalinfrastruktur