Gartenbewässerung: Brunnen bohren oder mit Trinkwasser

Was ist sinnvoll?

Gartenbewässerung

Garten bewässern mit Trinkwasser oder Brunnen bohren

Die letzten Sommer waren extrem trocken. In einigen Regionen regnete es monatelang nicht ergiebig. Viele Haus- und Gartenbesitzer müssen ihren Garten bewässern. Die sinnvollste Art der Gartenbewässerung ist es, Regenwasser zu nutzen und fehlende Mengen durch Trinkwasser auszugleichen. Wichtig dabei: ein Gartenwasserzähler.

Dabei stellen sich Viele diese 3 Fragen:

  1. Was kostet mich die Bewässerung mit Trinkwasser aus der Leitung?
  2. Lohnt es sich, einen eigenen Brunnen zu bohren?  
  3. Gibt es weitere Alternativen?

Wieviel Wasser wird für die Gar­ten­be­wäs­serung be­nötigt?

Grundlegend gilt, schwere Böden (hoher Ton und Lehmanteil) brauchen rund 15 Liter pro m², leichte Böden wie etwa im Raum Haltern (wenig Ton und Lehmanteil) etwa 10 Liter pro m². Darüber hinaus wird eine maximale Bewässerungsphase von April bis September vorausgesetzt.

Daraus ergibt sich im Raum Haltern ein Verbrauch für den Garten von maximal 240 Liter pro m² und Jahr, dies entspricht einer Bewässerungsdauer von 24 Wochen und 10 Liter pro m² je Woche.

Was kostet die Gar­ten­be­wäs­serung mit Trink­wasser aus der Leitung?

* Wenn kein Zwischenzähler eingebaut ist.Der reine Mengen-Wasserpreis ohne Zählergebühren einschließlich der Umsatzsteuer beträgt bei Gelsenwasser zurzeit 2,0737 Euro brutto je 1.000 Liter (=1 m³). Die Abwassergebühren schlagen in NRW mit durchschnittlich 2,36 € pro m³ zu Buche. Bei einem Wasserbedarf von 240 Liter pro m² und Jahr ergeben sich für die Bewässerung im Garten mit Trinkwasser aus der Leitung die aufgeführten Wasser-/Abwasserkosten.

Kostenübersicht

Gartenfläche in m² 

Wassermenge m³

Wasserkosten €/Jahr

Abwassergebühren €/Jahr*

Gesamtkosten €/Jahr

25612,4214,1625,58
501224,8428,3253,16
1002449,6856,64106,32
2004899,36113,28212,64
40096198,72226,56425,28
500120248,4283,20531,60 
1000240496,8566.401063,20

* Wenn kein Zwischenzähler eingebaut ist.

Mit einem Zwischenzähler Abwassergebühren sparen

Mit einem Zwi­schen­zähler kann man die Ab­was­ser­ge­bühren für die Gar­ten­be­wäs­serung ein­sparen.

Bei einer zu be­wäs­sernden Fläche von 200 m² fallen bei­spielsweise Ge­samt­kosten von 200,16 € an. Die Ab­was­ser­ge­bühren müssen ent­richtet werden, obwohl das Wasser zur Be­wäs­serung nicht in die Ka­na­li­sation ge­leitet wird. Diese kann man ver­meiden, indem ein Zwi­schen­zähler in der Haus­was­ser­ver­teilung in­stalliert wird, der die Be­reg­nungs­was­sermenge für den Garten erfasst. In einigen Fällen wird von den Kommunen ge­fordert, dass ein Fach­un­ter­nehmer den Zwi­schen­zähler in­stalliert. Hier ent­stehen al­lerdings nur geringe Kosten. Für den Zähler samt In­stal­la­ti­ons­ma­terial sollte man mit 100 € rechnen. Die Men­ge­nablesung wird bei der Stadt ge­meldet, damit die Be­reg­nungs­was­sermenge von den Ab­was­ser­ge­bühren befreit werden kann. In Ein­zel­fällen werden bei den Kommunen nur Pau­schal­mengen von den Ab­was­ser­ge­bühren zum Abzug ge­bracht, un­ab­hängig von der er­fassten Menge über den Zähler.

Hier sollte man sich im Vorfeld bei der Kommune oder dem städtischen Abwasserbetrieb erkundigen.

Stellen Sie Ihre Anfrage an die Kommunen

Sie möchten einen Zwischenzähler für die Gartenbewässerung? Dann erkundigen Sie sich bei Ihrer Kommune. In vielen Fällen sind die Abwasserbetriebe dafür zuständig.

Beispiel Gelsenkirchen: Hier ist Gelsenkanal dafür zuständig.

Eigener Brunnen als Al­ter­native

Ab wann amortisiert sich ein Brunnen bei einer Bewässerungsfläche von 200 m² und einem Beregnungswasserbedarf von 48 m³ (entspricht 240 l pro m²/a) pro Jahr?

In der Grafik wurden die Bau- und Betriebskosten für einen Rammbrunnen und einen wesentlich teureren Bohrbrunnen inklusive einer geringen Strompreissteigerung von 1 % pro Jahr, den anfallenden Kosten des Frischwasserbezugs gegenübergestellt. In den Betriebskosten sind die Kosten von 150 € für einen Pumpenwechsel in einem 10 Jahresturnus berücksichtigt. Somit ergibt sich ein Amortisationszeitraum für einen Rammbrunnen nach 27 Betriebsjahren und bei einen Bohrbrunnen nach ca. 43 Betriebsjahren. Grundlage ist der alleinige Frischwasserbezug unter der Verwendung eines Zwischenzählers.

Bei einer Bewässerungsfläche von nur 100 m² verdoppelt sich der jeweilige Amortisationszeitraum.

Beträgt die Gartenfläche anstatt. 200 m² stattdessen 400 m², ist im ersten Schritt zu prüfen ob ein 2-Zoll-Ramm- oder Bohrbrunnen die Leistungsfähigkeit besitzt, um die Wassermenge bereit zu stellen. Bei 400 m² entspricht die benötigte Wassermenge 96 m³ im Jahr. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist hier ein 2 Zoll Brunnen nicht mehr ausreichend. Hier würden sich die Baukosten für einen Brunnen und damit der Amortisationszeitraum dementsprechend erhöhen.

Grafik: Kosten für Gartenbewässerung ohne Abwasser

Infos zum Brunnenbau

01Kosten beim Brunnenbau

Die örtlichen geologischen Verhältnisse haben einen entscheidenden Einfluss auf die Wahl des geeigneten Bohrverfahrens. Die Herstellung eines 10 Meter tiefen 2-Zoll-Rammbrunnen im sogenannten Rammbohrverfahren kostet etwa 1.850 € einschließlich Brunnenabschlusskopf und Umsatzsteuer. Dieses Verfahren bietet sich im Raum Haltern und Wesel bei grobsandigen bis feinsandige Böden nicht mehr durchgehend an.  Hier ist stattdessen ein Bohrbrunnen zu errichten, der komplett und brutto etwa 2.800 € kostet.

02Folgekosten

Gelöstes Eisen und Mangan können sowohl den Hausbrunnen als auch der Pumpe schaden. Diesen Vorgang nennt man vorzeitige Brunnenalterung (Verockerung). Je nach Grundwasserbeschaffenheit kann dieser Vorgang auch sehr schnell erfolgen. Der Austausch der Pumpe oder gar der Neubau des Brunnens sind unter den genannten Umständen oft unumgänglich.

Ferner sind hier die Stromkosten zu nennen, die durch den Betrieb der Pumpe entstehen. 2-Zoll-Tauchpumpen haben Leistungen um die 850 bis 1000 Watt bei einer Förderleistung von bis zu 6.000 Liter pro Stunde. Bei einer Gartenfläche von 200 m² benötigt man ca. 48 m³ Wasser pro Jahr, das heißt die Pumpe muss rund 8 Stunden kontinuierlich laufen, um die Menge aus dem Grundwasserleiter zu fördern. Hier entstehen Stromkosten in Höhe von ca. 29 Cent pro kWh.

 

03Vorschriften beim Brunnenbau

Bohrungen bzw. Erdaufschlüsse unterliegen nach § 49 Wasserhaushaltsgesetz der Anzeigepflicht. Soll ein Brunnen zur Gartenbewässerung gebohrt werden, ist die zuständige untere Wasserbehörde des Kreises oder der Stadt darüber zu unterrichten in Form einer schriftlichen Anzeige. Soll die Bohrung in einem Wassersschutzgebiet niedergebracht werden, sind ganz besondere Anforderungen zum Schutz des Grundwassers zu beachten. Diese sind gebietsspezifischen Wasserschutzgebietsverordnungen festgelegt und öffentlich zugänglich.

Unternehmen, die Bohrungen in Wasserschutzgebieten niederbringen, müssen zudem ihren Maschinenpark als auch ihr Personal nach den Vorgaben des DVGW e.V. oder durch die Zertifizierung BAU GmbH in besonderer Weise ausbilden und zertifizieren lassen. Weiter muss im Vorfeld geprüft werden, ob eine Kontaminierung des Bodens oder des Grundwasserleiters durch Altlasten besteht. In diesen Bereichen sind Bohrungen streng verboten, ausgenommen sie dienen der Überwachung der Kontamination. Nähere Informationen dazu sind bei der örtlichen, kommunalen Verwaltung einzuholen. In den vom Bergbau beeinflussten Gebieten besteht oftmals infolge Grundwasserabsenkungen o.ä. keine Möglichkeit, einen Brunnen zu errichten. Der Geologische Dienst NRW oder die Bergbehörde verfügen über weitergehende Kenntnisse.
 

Re­gen­was­ser­nutzung als Er­gänzung


Die Nutzung von Regenwasser bei der Gartenbewässerung ist langfristig gesehen die günstigste Variante. Die baulichen Voraussetzungen dafür müssen allerdings vorhanden sein oder geschaffen werden. Für viele könnte die Regenwassernutzung eine gute Ergänzung zur Bewässerung mit Trinkwasser sein.

Infos zur Regenwassernutzung

01Zwischenzähler

Bei der Nutzung von Regenwasser in Kombination mit Trinkwasser zur Gartenbewässerung wird der Einbau eines Zwischenzählers zur Erfassung der Bewässerungsmenge empfohlen, um Kosten zu reduzieren. Es fallen dann für die Bewässerungsmenge keine Abwassergebühren an.

02Kosten

Regenwasserspeicher sind eine gute Unterstützung bei der Gartenbewässerung. Hier sind geringe Investitionen erforderlich. Ein Regenwasserspeicher wird über einen Bypass direkt am Regenfallrohr angeschlossen. Dies ist je nach System mit Kosten von ca. 400 € bis 1.400 € verbunden. Die Kosten beinhalten ein Regenwasserspeicher von ca. 400 - 500 l Inhalt, T-Stück zur Einbindung am Regenfallrohr des Hauses, 90° Bogen als Abgang zum Regenwasserspeicher sowie einen Wasserentnahmehahn. Sollte der hydrostatische Druck nicht ausreichen, ist es erforderlich eine Zwischenpumpe zur Druckerhöhung einzubauen. Diese ist in den zuvor genannten Kosten mit inbegriffen.

03Amortisation

Bei durchschnittlichen Investitionskosten von 500 € für einen Regenspeicher inklusive dem Installationsmaterial und einer durchschnittlichen Ersparnis von rund 17 € pro Jahr, ergibt sich auch hier ein Amortisationszeitraum von rund 29 Jahren. Zur Ermittlung der Amortisation wurde die mittlere Ersparnis aus den Jahren 2011 bis 2020 zugrunde gelegt. Der Einsatz einer Pumpe zur Druckerhöhung mit ca. 250 Watt wird maximal Stromkosten von 3 € pro Jahr verursachen. Dies entspricht einer Betriebsdauer der Pumpe von 40 Stunden. Ein Pumpenwechsel nach 10 Jahren kann auch hier die Amortisationszeit verlängern.

Nie­der­schlag

Bei einer Dachfläche von ca. 25 m² dem Garten zugewandter Hälfte Satteldach, fallen im Bewässerungszeitraum von April bis Ende September zwischen 200 – 500 l Niederschlag pro m² an. Dies entspricht dann auf der vorgenannten Beispielfläche einer Regenwassermenge von rund 5.000 bis 12.500 l, welche zur Bewässerung des Gartens nutzbar gemacht werden könnte. Ein 500 l Regenspeicher benötigt für eine Füllung bei einer Nutz-Dachfläche von 25 m² 20 mm Niederschlag pro m².

Gartenbewässerung: Beispiel Niederschlagsmengen
Gartenbewässerung: Wie geht es sinnvoll?

Fazit

Für die Gartenbewässerung ist die Nutzung von Regenwasser und Ergänzung der Fehlmengen durch Trinkwasser daher die effektivste und betriebswirtschaftlich sinnvollste Art der Gartenbewässerung. Es ist dabei ratsam, einen Gartenwasserzähler einzubauen, damit keine Abwassergebühren entrichtet werden müssen.

Ihre Ansprechpartner

Heidrun Becker

Leiterin Presse & Medien

André Ziegert

Presse & Medien